An diesem sonnigen Sonntagmorgen...
... ist Pippi nicht nur frohgelaunt, sondern auch sehr aufgeregt aufgestanden. Es ist ihr 90. Geburtstag. Und wer jetzt meint, Pippi sei nun eine uralte Frau, der irrt sich gewaltig. Jaja, Pippi hat schon viele Runzeln im Gesicht, ihre immer noch zu zwei Zöpfen geflochtenen Haare sind inzwischen ganz weiß geworden und auch Pippis Superkräfte sind in den zurückliegenden Jahren fast verschwunden. Aber Pippis Herz ist jung geblieben und sie hüpft und tanzt noch immer wie ein junges Mädchen durch das Schloss ihres inzwischen verstorbenen Vaters im Taka-Tuka-Land.
Seit Annika und Tommy schon vor Jahren Pippi verlassen
hatten und zurück nach Stockholm gereist sind, lebt
Pippi allein in ihrem Schloss mit seinen 33 Zimmern
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Nun wollt ihr aber wissen, warum Pippi an diesem sonnigen Sonntagmorgen so aufgeregt ist. Ich will es euch sagen: Schon am Tag vor ihrem Geburtstag hatte Pippi begonnen, alle 33 Zimmer im Schloss lustig zu schmücken mit bunten Blumengirlanden, farbenfrohen Luftballons, hatte alle Räume sorgfältig gefegt und die Fußböden poliert, damit ihre Geburtstagsgäste lustig darauf schliddern können wie auf einer Eisbahn.
Es ist ja Sommer und so gibt es natürlich keine Eisbahn draußen bei ihr auf dem Schlosshof. Aber dennoch ist ganz viel los auf dem Hof und auf der großen Wiese daneben, Denn Pippi hatte sich, nachdem ihr Pferd der Kleine Onkel verstorben war und dann leider auch noch Herr Nilsson der Affe, ganz viele Tiere zu sich geholt, die jetzt auf ihrem „Lebensfreudehof“ ein Zuhause haben. Das Wort „Gnadenhof“, welches Pippi mal gehört hatte, fand sie nicht schön, Bei ihr sollten die Tiere, die überhaupt niemand haben wollte, nicht gnädig aufgenommen werden, sondern glücklich und lebensfroh mit ihr zusammenleben.
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Pippi ist also, wie schon gesagt, an diesem Morgen sehr, sehr aufgeregt, weil sie es kaum erwarten kann, dass alle Kinder aus dem Dorf zu ihr ins Schloss kommen werden, um mit ihr lustig den 90. Geburtstag zu feiern. Vor vielen Jahren hatte Pippi nämlich damit begonnen, das Schloss mit seinen 33 Zimmern in ein richtiges Spiel-Spaß-Vergnügungsschloss für alle Kinder aus dem Dorf einzurichten. In jedem der Zimmer gab es die Möglichkeit, etwas Tolles zu machen oder zu erleben oder darin herumzutoben. So gibt es zum Beispiel in einem der Zimmer einen Dschungel und man kann von Baum zu Baum an den langen Lianen hangeln und schwingen.
Weil das Schloss mit seinen 33 Zimmern ja auf einem Berg steht und nicht am Meer, hat Pippi deshalb das Meer in ihr Schloss geholt. Wie das geht? In mehreren mit Wasser aufgestellten Badewannen, die Pippi mal auf einem Flohmarkt gefunden hatte, können die Kinder nach Herzenslust baden und plantschen. Und da es ja wohl kein Meer ohne Strand gibt, hat Pippi
das Zimmer daneben mit ganz viel Sand gefüllt, Muscheln darin versteckt und mehrere Palmen für die Hängematten gepflanzt. Es gibt aber auch ein richtiges Geisterzimmer. Nicht aber wie ihr vielleicht meint, ein Zimmer mit einer Geisterbahn, nein. Es ist vielmehr eine „Geister-Kleidungs-Rumpelkammer“, in der unzählige Kisten, Kartons und Koffer stehen mit allerlei bunten Stoffen, karierten Decken, flatternden Gardinen, Kleidern, Röcken, Hosen, Blusen, Hüten, Mützen, Federn und Masken. So können die Kinder sich so verkleiden wie sie möchten und als Gespenster durch das Schloss rennen mit schrillem Geheule und stöhnendem Jammergeschrei.
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Sicher wollt ihr wissen, warum es so viele Zimmer in Pippis Schloss gibt. Wenn es draußen auf dem „Lebensfreudehof“ winterlich kalt wird, und das ist es auch im Taka-Tuka-Land, müssen es die Tiere natürlich irgendwo warm und geschützt haben, um sich nicht zu erkälten oder gar zu erfrieren.
Dann wohnen nämlich alle Tiere zusammen mit Pippi in den vielen Räumen des Schlosses, werden liebevoll von ihr gefüttert und gepflegt und haben zudem viel Spaß daran, wenn sie durchs ganze Schloss hüpfen, rennen, kriechen oder fliegen dürfen.
Für ihre Geburtstagsfeier hatte Pippi tags zuvor neben all der Putzerei und Schmückerei im Schloss auch noch Zeit, einen riesigen 90 Meter langen Schokoladenkuchen zu backen, der jetzt auf mehreren zusammengestellten Tischen auf der Wiese für alle Gäste 90 Meter lang herrlich duftend daliegt. Es versteht sich ja von selbst, dass nicht nur die Kinder davon essen, sondern auch die Tiere mindestens ein Stück abbekommen sollen.
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Inzwischen ist es 12 Uhr mittags. Die Sonne strahlt warm vom wolkenlosen, blauen Himmel auf das Schloss, auf den „Lebenssfreudehof“ und auch auf die Wiese mit dem 90 Meter langen Schokoladenkuchen.
„Oh je, der Schokoladenkuchen!“-- Schnell holt Pippi aus der Rumpelkammer ein großes Tuch und schafft es gerade noch, ihr superlanges Backwerk damit zu bedecken, bevor der Schokoladenguss anfängt zu schmelzen.
„Vielleicht werde ich doch schon ein bisschen alt“, denkt Pippi, denn sie merkt auf einmal, wie müde sie geworden ist nach all der Aufregung und derHerumlauferei im Schloss und auf der Wiese. Sie lässt sich deshalb erschöpft in ihren großen Schaukelstuhl auf der schattigen Veranda am Schlosseingang fallen, streckt ihre Arme und Beine aus und atmet erst einmal tief durch. Bis ihre Gäste in drei Stunden kommen hat sie noch genügend Zeit zum Entspannen. Pippi schließt ihre Augen, lauscht dem Gezwitscher der Vögel und fängt langsam an zu träumen, wie es war, als sie damals als Kind in der „Villa Kunterbunt“ lebte. Jetzt im Schloss sind es nicht Tommy und Annika, mit denen sie so viel Spaß hatte, sondern es sind die vielen Kinder aus dem Dorf, die sie täglich besuchen – heimlich natürlich, denn ihre strengen und misstrauischen Eltern mögen das gar nicht.
Und während Pippi noch davon träumt, wieviel Spaß und Freude sie heute an ihrem 90. Geburtstag mit den vielen fröhlichen Kindern haben wird, schläft sieglücklich und zufrieden ein.
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